
Autor: Jens K. Carl,
Illustrator: Jens K. Carl.
Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch
Brausend und tosend zieht an diesem Herbsttag ein heftiger Sturm über den Morgelwald hinweg. Tiefschwarze Wolken verdunkeln das thüringische Land. Ob Tier, ob Mensch. Wer kann, hat sich längst in seine Behausung zurückgezogen, um am wohlig warmen Kachelofen und bei einer Tasse duftenden Kräutertee das Ende dieses abscheulichen Unwetters abzuwarten. Eine waghalsige Fahrt Aus der Ferne ist zu hören, wie sich eine Huschi-Husch quietschend und jaulend ihren vorbestimmten Weg durch das Tal bahnt. Mit Mühe kämpft das schwere Gefährt gegen die gewaltigen Böen, die ihr entgegen blasen, an. Immer dann, wenn die Metallräder auf den glitschigen, vom Laub bedeckten Schienen durchzudrehen drohen, heulen die Triebwerksmotoren gauksend auf. Es zischt und blitzt, wenn der Stromabnehmer kurzzeitig den Kontakt zur Oberleitung verliert. Die Lichter im Fahrgastraum erlöschen dann hin und wieder, als wollten der Waggon einen Hilferuf aussenden. Plötzlich ein Knall. Laut wie ein Peitschenschlag. Ein dumpfes Grollen. Metall kreischt und berstet. Dann ist Stille. Mucksmäuschenstille. Trotz des Unwetters hart Schröder, der Waldkauz, so wie jede Nacht, im dichten Geäst Albasols aus und hält Wache über den Morgelwald. »Wacht auf! Wacht auf! Etwas Schlimmes ist passiert. Lasst mich rein!«, schreit er unentwegt. »Macht auf! Lasst mich rein!« Von dem Gepolter und dem Geschrei sind der kleine Bär Dinco, die Ricke Gertrud und der Welpe Paschinka aus dem Schlaf erwacht. Während der kleine Hund sich ängstlich unterm Bett verkriecht, öffnet Dinco die Tür und lässt Schröder eintreten. »Guten Abend, Herr Waldkauz. Was hat denn gebumst? Hopphopp!«, fragt der kleine Bär. Unversehens hört es auf zu schütten, so, als hätte man die Regenbindfäden mit einer Schere abgetrennt. Nur ein leichter Nieselregen fällt noch vom Himmel. Auch der heftige Wind legt sich sogleich. Die Wolkendecke reißt auf und macht den Weg für das Licht des Mondes und der Sterne frei. »So ist es besser, mein lieber Schröder. Ich schlage vor, du fliegst nun die Strecke im Tal ab, damit wir wissen, ob wirklich etwas geschehen ist und wie und wo wir helfen können.« Kaum hatte der Kobold ausgesprochen, fliegt der Waldkauz los. Ein paar kurze Schläge mit seinen breiten Schwingen und schon ist er hinter den Wipfeln der Bäume verschwunden. Im Gleitflug sucht er die nahe gelegenen Bahnstrecken und die Landstraße im Tal ab. Trotz Dunkelheit vermag seinem scharfen Blick nichts zu entgehen. Ganz in der Nähe der Steilwand sieht Schröder ein Stromkabel blitzend und funkenschlagend auf dem nassen Schotter umherhüpfen. Vorsichtig nähert er sich dem Eisengefährt. Ihm fällt auf, dass ein umgestürzter Baum quer über den Schienen liegt. Seine Äste haben eine ältliche Huschi-Husch zum Entgleisen gebracht und nun hängt sie halb schräg im Gleisbett. Einige Scheiben der Bahn sind geborsten. Gespenstige Ruhe herrscht darin. »Es ist wahr! Es ist wahr! Es gab in der Tat ein Unglück mit der Huschi-Husch«, ruft er dem Kobold zu, als Schröder zur Wurzelhöhle zurückkehrt. »Ich habe durch ein zerbrochenes Fenster geschaut. Niemand hat mich entdeckt. Die Leute schlafen. Jedenfalls lagen die alle da so rum. Was können wir nur tun?« Eine verblüffende Rettungsaktion Wenige Augenblicke später stehen die sechs direkt vor ebendiesem Straßenbahnwagen. Morgel wirft sofort einen prüfenden Blick unter das Eisengefährt und seufzt: »Verflixt und zugenäht! Eyers-maners-duers, noch einmal! So ein Schlamassel, aber auch!« War doch ein dicker, fetter Ast einer nahe gelegenen Birke während des Sturmes abgebrochen und auf das Gleis gefallen, muss er feststellen. Der Ast hat auch die Oberleitung durchtrennt und nun flattert das Kabel wild zischend und Funken versprühend auf dem klatschnassen Schotter hin und her. Es knallt so laut, als würde eine Peitsche geschwungen werden. »Das also ist eine Huschi-Husch!«, ist Gertrud erstaunt. … Ende der Leseprobe. Fortsetzung im eBook Weitere Kapitel:
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